Die Jagdreiter-Saison 2018 ist eröffnet – die Schleppjagd „Isernhagen Ursulum“ machte am Mittwochabend den Anfang. Dabei protestierten die Reiter gegen strenge Behördenauflagen.
Sport ist Sport, Protest ist Protest. Doch die traditionelle Schleppjagd des Reit- und Fahrvereins Isernhagen (RFV) hat am Mittwochabend beides geboten. „Das ist ein Novum, und wir setzen ein Fanal gegen den Formalismus“, sagte der RFV-Vize Eugen Klein beim Stelldichein auf der Wiese neben Voltmers Hof in Isernhagen H.B. Ein Banner, das die RFV-Vorsitzende Elke Gerns-Bätke, ihre Tochter Corinna sowie Petra Klein an der Burgwedeler Straße zeigten, deutete auf das Problem hin.
Anstoß des Protestes sind die seit diesem Jahr geltenden Auflagen des Landesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (Laves). Diese besagen, dass alle Organisatoren von Pferdesportveranstaltungen Listen mit Herkunftsnachweisen der teilnehmenden Pferde führen müssen. „Dies führt zu einer Unmenge an Bürokratie, und der Arbeitsaufwand für die ehrenamtlichen Veranstalter ist groß“, erklärte Klein in seiner Begrüßung. Damit werde das Ehrenamt untergraben. „Nun reicht es!“, betonte Klein. Reiter seien Hindernisse gewohnt, aber bräuchten nicht unnötige Drangsalierungen durch „Behördenwillkür“. Die einzuholenden Genehmigungen etwa fürs Queren von Straßen, den Getränkeausschank und Ausritte in die Feldmark bezeichnete er als „Firlefanz“.
Um das sogenannte „Ursulum“, das auf den Vornamen der Jagdherrin Ursula Bulthuis zurückzuführen ist, ohne diese Auflagen veranstalten zu können, hatte der RFV gegen die Laves-Verordnung geklagt. Und das Verwaltungsgericht Hannover gab dem Verein vergangene Woche recht. „Weil wir nicht wussten, wie die Klage ausgeht, haben wir sicherheitshalber eine Demonstration unter dem Motto ’Reiten gegen den Formalismus’ angemeldet“, berichtete Mit-Jagdherr Heinrich Bätke – um so das Versammlungsrecht sicherzustellen. „Jetzt haben wir eine Vorreiterrolle inne und müssen bei der Hubertusjagd im November die Auflagen nicht erfüllen.“
Das sportliche Fazit des Jagdherren fiel bei der 13. Auflage der Schleppjagd positiv aus: 65 Teilnehmer waren an den Start gegangen, „und Ross und Reiter kehrten unversehrt wieder zu Voltmers Hof zurück“, so Bätke. Sie waren zwei Stunden lang hinter der Niedersachsenmeute von Camille von Dungern in der Feldmark H.B.s hergejagt. Die Tochter des Meuteführers, Cinderella von Dungern, hatte die Schleppe für die 26 Hunde gelegt. Im Schlepptau hatten die Reiter Dutzende Schaulustige, die der Jagdgesellschaft auf mit Bierzeltgarnituren und Strohballen bestückten Traktoranhängern folgten.
Die Traditionsveranstaltung des RFV führte über einen rund zehn Kilometer langen, mit 20 Hindernissen bestückten Parcours. Die Reiter waren je nach Können, Lust und Laune in vier Felder eingeteilt, die in schnellem bis gemächlichem Tempo die Strecke absolvierten. Jagdherrin Ursula Bulthuis wird es auch bei der traditionellen Isernhagener Hubertusjagd am 3. November gewohnt ruhig angehen lassen – und auch dann ohne Laves-Auflagen.
Von Katerina Jarolim-Vormeier