Die Herbstjagd, ausgerichtet vom Reit- und Fahrverein Isernhagen, begeistert 70 Reiter und mehrere hundert Zuschauer. Ab 18 Uhr geht es in die Kircher Bauerschaft zur Hubertusmesse des Hegerings.
Isernhagen HB / Isernhagen KB
Dieser Tag hat Tradition: Seit dem Mittelalter wird der heilige Hubertus verehrt. Sein Gedenktag ist der 3. November und der war am Sonnabend. So gab es am Wochenende in Isernhagen mit der Hubertusjagd und der -messe gleich zwei große Veranstaltungen, die den Namen des Schutzpatrons der Jäger trugen.
Den Auftakt macht die traditionsreiche Hubertusjagd des Isernhagener Reit- und Fahrvereins. Sie zählt deutschlandweit zu den anspruchsvollsten und lockt besonders viele Reiter an. 70 in diesem Jahr. Und während die Reiter der kläffenden Niedersachsenmeute folgen, genießen die Zuschauer die Nähe zum Geschehen. Sieben Traktoren mit je zwei Hängern fahren sie dicht an die Hindernisse, wo sich Hufgetrappel mit Kläffen mischt. Und dann erst das Licht! In der warmen Herbstsonne erscheint die Szenerie besonders idyllisch und sie ist es auch. Der früher eifrig verfolgte Fuchs wird im Jahr 2018 von einer Schleppe aus Anisöl gedoubelt, die sportliche Herausforderung von Pferd und Reiter aber bleibt und wird unfallfrei bewältigt, was Jagdherr Eugen Klein besonders freut.
Auch den Nachwuchs haben die passionierten Reiter im Blick und freuen sich über den sieben Jahre alten Caspian als jüngsten Teilnehmer des reitenden Feldes. Auf Zuschauerseite gibt es manche überraschende Erkenntnis, denn die Reiter haben sich piekfein gemacht. Anmerkungen wie: „Ich habe dich gar nicht erkannt, du hast ja lange Haare“ oder „ich habe dich noch nie in sauberer Hose gesehen“ sind typisch für Pferdekenner: immer geradeaus und von vorne.
Isernhagens Herbstjagd ist Kult, eine weite Anreise kein Hinderungsgrund. Larissa Heumann kommt aus Nürnberg, Peter Tropitzsch aus Göttingen und Joachim Haberzettl aus der Lüneburger Heide. Nach dem sportlichen Einsatz geht es gesellig weiter, in der Reithalle werden Grünkohl mit Kassler und Bregenwurst aufgetischt. Aber vorher geht Jagdherr Eugen Klein in die Knie: „Schnuppi, ich danke dir“ würdigt er die Unterstützung seiner Frau Petra.
Während in der Reithalle an der Burgdorfer Straße geplaudert, gegessen und getanzt wird, füllt sich zwei Kilometer weiter die Kirche St. Marien. Um 18 Uhr beginnt dort die Hubertusmesse, die der Hegering Isernhagen alle zwei Jahre ausrichtet. Detlef Winnen „ ist der Glaube wichtig“. Der ehemalige Reiter kommt von der Herbstjagd und nimmt in der herbstlich geschmückten Kirche Platz, um nach der „roten“ Atmosphäre der Reiter nun die „grüne Stimmung“ der Jäger zu genießen.
Der Kirchenboden von St. Marien ist mit trockenem Laub bedeckt, gewundener Hopfen bildet ein Tor und ein Gehörn mit Kreuz symbolisiert die Erscheinung des Heiligen Hubertus, der am 3. November 743 heilig gesprochen wurde. Schnell füllt sich der Kirchenraum, denn die Andacht zwischen Wanderfalken, Jagdhunden und Hornbläsern findet nur alle zwei Jahre statt.
„Ich freue mich ganz besonders über die zahlreichen Kinder und Jugendlichen“, begrüßt Pastor Karsten Henkmann die jüngeren Kirchenbesucher. Johanna Schäfer liest Psalm 104, Carsten Brüggemann trägt die Hubertuslegende vor. Auch in diesem Jahr gestalten die Jagdhornbläser Betzendorf den musikalischen Rahmen gemeinsam mit den Hornbläsern des Hegerings Isernhagen. Eine Stunde Besinnung, was den Blick für die Natur schärft.
Jetzt weiß man, das Turmfalkenmännchen Terzel heißen und das Exemplar aus Fuhrberg auf den Namen Bibo hört. Und bei manchem Kind erwacht auch der Entdeckergeist und es forscht nach, was sich eigentlich unter den raschelnden Blättern verbirgt – erst Teppich, dann der Jahrhunderte alter Kirchenboden, der während der Hubertusmesse das Fundament einer inspirierend vielseitigen Andacht bildet. Beate Helling aus Großburgwedel genießt sie Stimmung und ist sicher, ihre zweite Hubertusmesse wird hoffentlich nicht die Letzte sein.
Von Patricia Chadde
Quelle: www.haz.de
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